Gesichter des Vereins: Lara Benteler

Lara Benteler

Eine besondere Aufgabe in der Exil-Geschäftsstelle hat Lara Benteler im November 2017 von Tatjana Giese übernommen: Sie koordiniert einen Großteil unserer Ehrenamtsarbeit, die in unterschiedlichen Gruppen geleistet wird. Seit Anfang dieses Jahres ist Lara auch Ansprechperson der Coordination Refugees an der Universität Osnabrück und zudem des Tandem-Mentoring-Programms für Geflüchtete. Damit gehört Lara zu den wichtigsten Akteur*innen in der Osnabrücker Geflüchtetenarbeit. Das folgende Interview führte Klaus Stakemeier.

Klaus: Hallo Lara, nach deinem Abitur hast du ein Bachelorstudium der Psychologie abgeschlossen und schließlich Interkulturelle Psychologie studiert. Woher kam dein Interesse für die Geflüchteten- und Migrationsthematik?

Lara: Der Grundstein meines Interesses an Migration und interkulturellen Thematiken wurde während meiner Studienzeit in Saarbrücken gelegt, wo ich im Wohnheim der Evangelischen Studierendengemeinde gemeinsam mit vielen internationalen Studierenden aus aller Welt lebte. Wir haben dort viele Stunden mit Diskussionen über verschiedene Kulturen und Religionen verbracht, Länderabende sowie religiöse und politische Veranstaltungen organisiert. Es war für mich eine sehr bereichernde und wegweisende Zeit, in der klar wurde, dass ich mich auch beruflich mit diesen Themen beschäftigen möchte. Den Master in Interkulturelle Psychologie zu machen war dann der erste Schritt auf diesem Weg.

Klaus: Wie bekamst du Kontakt zu Exil, wurdest dann Ehrenamtskoordinatorin und bekamst dann noch die Möglichkeit, neue Ansprechperson der Coordination Refugees der Universität zu werden?

Lara: Wenn ich zurückdenke, habe ich ziemlich viel davon einer zufälligen Begegnung mit Exil-Vorstandsmitglied Corinna Baumann im Wartezimmer eines Arztes zu verdanken, kurz nachdem ich im Herbst 2015 nach Osnabrück gekommen war. Corinna erzählte mir von einem Projekt, das Kommilitoninnen von ihr auf die Beine stellen wollten – ein Tandem-Programm für Geflüchtete. Ein dreiviertel Jahr später hatten wir es geschafft – die ersten 25 Tandembeziehungen starteten an der Uni Osnabrück. Meine Begeisterung für die Arbeit wuchs quasi gemeinsam mit dem Projekt. Um noch einen weiteren wichtigen Akteur in der Arbeit mit Geflüchteten in Osnabrück kennenzulernen, entschied ich mich letzten Sommer für das Praktikum bei Exil. Exil war mir bis dahin vor allem durch Rosa Friesen und die Internationale Frauengruppe bekannt, die ich am Anfang meines Studiums einige Male besucht hatte. Und dann kam ziemlich plötzlich eines zum anderen, und aus Praktikum und Hiwi-Job wurden Stellen. Das hätte ich mir damals im Wartezimmer nicht einmal erträumt.

Klaus: Woher kommt dein Interesse an der Ehrenamtsarbeit bei Exil – oder sollten wir besser Freiwilligenarbeit sagen?

Lara: Das Schöne an der Freiwilligenarbeit ist, dass jede*r mitmachen kann. Ehrenamt bedeutet für mich, Teilhabe an gesellschaftlichen Aufgaben und der Gesellschaft im Allgemeinen zu schaffen und Menschen zusammenzubringen, ohne dass es dabei um monetären Profit geht. Dabei finde ich es besonders wichtig, dass – wie bei Exil – im Ehrenamt mit Geflüchteten gearbeitet wird, und nicht „für“ Geflüchtete. Dieser Aspekt soll in Zukunft auch noch stärker in den Fokus der Ehrenamtsarbeit gerückt werden, sowohl bei Exil als auch bei den anderen Akteur*innen in der Stadt mit denen wir in diesem Bereich zusammenarbeiten, wie beispielsweise der Freiwilligenagentur.

Klaus: Kannst du bitte alle Exil-Arbeitsgruppen nennen, die du betreust, und uns sagen, wie viele dort mitarbeiten? Welche Möglichkeiten der Information gibt es für Interessent*innen und wie vermittelst du ihnen, dass wir insbesondere auf das ehrenamtliche Engagement angewiesen sind?

Lara: Bei Exil gibt es derzeit zehn ehrenamtlich organisierte Gruppen. Dazu gehören Freizeit für Flüchtlingskinder, UMFdenken-jetzt! und die Sunday-Gruppe, die für verschiedene Zielgruppen Freizeitaktivitäten am Wochenende organisieren. Dann gibt es die Internationale Frauengruppe und die Frauen treffen Frauen-Gruppe, sie sich zum Deutschüben trifft. Die Gruppe Öffentlichkeits- und Kulturarbeit organisiert politische und kulturelle Veranstaltungen, die häufig im Anschluss an das Café International, das ebenfalls durch Ehrenamtliche betreut und organisiert wird, stattfinden. Wer sich für Gartenarbeit interessiert, ist bei Exil-Gardening richtig. Das Projekt Newcomers, das den gleichnamigen Film als Endprodukt hatte, wurde übrigens auch in einer ehrenamtlichen Gruppe gestartet. Nicht zu vergessen sind die ehrenamtlich organisierten Deutschkurse, die von unserer Sprachkurskoordinatorin Daniela Boltres betreut werden. Darüber hinaus suchen wir immer ehrenamtliche Dolmetscher*innen, die gelegentlich in Beratungen dolmetschen können.

In unserem Verteiler sind etwa 300 Ehrenamtliche, von denen natürlich nicht jederzeit alle aktiv dabei sind. Aber rechnet man alle Gruppen zusammen, kommt man sicherlich auf 70–80 aktuell bei Exil engagierte Ehrenamtliche. Ich glaube, alle Ehrenamtlichen erleben bei der täglichen Ehrenamtsarbeit die Notwendigkeit ihres Engagements. Daher gilt es vor allem Menschen für das Ehrenamt zu begeistern, die bisher noch nicht in Berührung damit gekommen sind.

Klaus: Gibt es auch Möglichkeiten für die Ehrenamtlichen, sich untereinander kennenzulernen? Gibt es Zeichen der Anerkennung unsererseits und vonseiten der Stadt?

Lara: Ja, die gibt es auf jeden Fall. Zum einen organisieren alle Gruppen regelmäßige interne Planungs- und Gruppentreffen. Darüber hinaus kommen alle zwei Monate alle Gruppen beim sogenannten Monatstreffen zusammen und es gibt Raum zum Kennenlernen und Austausch, gelegentlich auch bei einem anschließenden gemeinsamen Kneipenbesuch. Natürlich stehen den Ehrenamtlichen auch alle Exil-Veranstaltungen immer offen und tatsächlich trifft man immer viele bekannte Gesichter aus dem Ehrenamtskreis.

Wie du schon sagtest, sind wir als Verein, aber auch als Gesellschaft dringend auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen. Gleichzeitig kann es auch eine sehr anstrengende Arbeit sein, bei der das Gefühl entstehen kann, ausgenutzt zu werden. Umso wichtiger ist es, die Arbeit wertzuschätzen und Danke zu sagen, und ich hoffe, dass wir das oft genug tun. Einmal im Jahr gibt es dafür ein großes Sommerfest für alle Ehrenamtlichen. Zu Weihnachten haben wir uns in Form der Weihnachtssternaktion durch die Freiwilligenagentur in der Bierstraße bei den Ehrenamtlichen bedankt. Darüber hinaus gibt es immer wieder kulturelle Veranstaltungen, zu denen Ehrenamtliche von der Stadt kostenlose Tickets erhalten und zu denen wir sie einladen können. Für Ehrenamtliche, die schon länger als drei Jahre aktiv sind, gibt es außerdem von der Stadt die sogenannte Ehrenamtskarte, mit der man viele Vergünstigungen bekommen kann. Ehrenamtliche, die daran interessiert sind, können mich gerne darauf ansprechen.

Klaus: Meinst du, dass diejenigen, die in unseren Gruppen mitarbeiten wollen, auch mit der Geflüchtetenthematik vertraut sind oder gibt es auch Fortbildungen? Außerdem interessiert mich, wie derzeit die Altersstruktur und die Geschlechterverteilung aussieht.

Lara: Die meisten sind mit der Thematik schon vertraut und haben sich häufig schon anderswo in diesem Bereich engagiert. Trotzdem gibt es natürlich Themen, zu denen es Weiterbildungs- und Gesprächsbedarf gibt. Deshalb haben wir seit Neuestem – alternierend zum Monatstreffen – alle zwei Monate spezifische Themenabende mit Inhalten, die von den Ehrenamtlichen gewünscht wurden. Das kann eine kollegiale Beratung sein oder die nähere Auseinandersetzung mit Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus bieten wir aber auch immer wieder eintägige Fortbildungen für Ehrenamtliche an. Auch dieser Bereich soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden.

Insgesamt kann man sagen, dass wir viel Vielfalt unter den Ehrenamtlichen haben, was mich sehr freut. Es gibt darunter Studierende, Berufstätige und Rentner*innen, Personen mit und ohne Migrationsgeschichte, Frauen und Männer. Tendenziell gibt es mehr Studierende und Frauen, die sich ehrenamtlich bei Exil engagieren. Aber die Hauptsache ist ja, dass die Ehrenamtlichen motiviert sind und Freude an ihrer Arbeit haben!

Klaus: Du kannst an dieser Stelle gerne nochmal einen generellen Aufruf zur Mitarbeit bei Exil loswerden. Und zum Schluss teile uns bitte noch deine Sprechstunden sowohl bei Exil als auch bei der Koordinierungsstelle der Universität mit.

Ich finde es wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass unsere Aufgabe als Gesellschaft und somit auch als Exil noch lange nicht beendet ist, was die Teilhabe von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte angeht. Daher ist es so wichtig, dass Beratung, Öffentlichkeitsarbeit, Sprachkurse und Ehrenamt weitergehen und Menschen aktiv bleiben. Darum das Plädoyer, Mitglied von Exil werden und sich ehrenamtlich bei uns zu engagieren! Bei Fragen zum Ehrenamt kann man mich jederzeit unter [email]lara.benteler@exilverein.de[/email] erreichen oder donnerstags von 16:30 bis 18:00 Uhr in meine Sprechstunde in der Krahnstraße 11 kommen.