Gelebte Integration am Billardtisch – Exil bringt Jugendliche zusammen

Osnabrück. In einer Ecke des Raums lassen Jugendliche den FC Bayern München gegen Juventus Turin auf der Play Station antreten, andere messen sich am Kickertisch, in einer anderen Ecke spielen sie Gesellschaftsspiele und mittendrin steht ein Billardtisch. Daran schwingt gerade Friederike Steinkamp den Queue. Ihr Mitspieler, ein „unbegleiteter minderjähriger Ausländer“, wie er im Amtsdeutschen heißt, lacht, sie haben Spaß. Friederike Steinkamp engagiert sich ehrenamtlich in der Gruppe „UMFdenken – jetzt!“, die Teil des Projekts „FreiZeit für junge Geflüchtete“ ist. Gemeinsam mit drei anderen Ehrenamtlichen von Exil und sieben jungen Menschen mit Fluchtgeschichte trifft sie an diesem Samstagnachmittag auf etwa gleich viele Gleichaltrige, die den Spiele-Marathon im Gemeinschaftszentrum Ziegenbrink besuchen.

„Wir bieten regelmäßig Aktionen für junge Menschen mit Fluchtgeschichte an“, erzählt die 23-jährige. Dafür wenden sie sich an Einrichtungen, in denen die jungen Menschen leben. Zu vielen haben sie mittlerweile auch persönlich Kontakt. Die Freizeitangebote für junge Geflüchtete finden jeden zweiten Samstag statt und sind in der Regel gut besucht. „Richtig gut kommen die Aktionen im Sommer an, dafür müssen wir gar nicht viel Werbung machen“, erzählt sie. Schwimmen im Nettebad, Bowling oder Ausflüge zu Tier- und Freizeitparks sind Highlights, die immer auf große Resonanz stoßen. Im Winter sei es schwieriger, Angebote zu schaffen. Daher sei sie sehr dankbar, dass es Orte gebe wie das Gemeinschaftszentrum Ziegenbrink, in dessen Jugendtreff regelmäßig Spiele-Marathons stattfinden.

Das Projekt läuft seit einem Jahr und richtet sich nicht nur an unbegleitete Minderjährige, sondern auch an Kinder und Jugendliche, die aktuell in der Landesaufnahmebehörde Bramsche-Hesepe leben. „Die Umgebung dort ist alles andere als kindgerecht. Unsere Ehrenamtlichen holen daher die Kinder und Jugendlichen am Wochenende aus dem tristen Alltag heraus und machen mit ihnen Sport, Bastel- und Spielnachmittage oder Ausflüge“, erklärt Geschäftsführerin Sara Höweler. Die Gruppe „FreiZeit für Flüchtlingskinder“ habe zahlreiche Kooperationspartner wie das Institut für Sport und Bewegungswissenschaften der Universität Osnabrück, die Musik- und Kunstschule Osnabrück, den Reit- und Fahrverein Hesepe, die Grundschule Hesepe und verschiedene Jugendtreffs, Jugendbildungsstätten weitere Schulen und Sportvereine in Osnabrück und Umgebung gewonnen. Zwei bis vier Mal im Monat schaffen die Ehrenamtliche von Exil ein kind- und jugendgerechtes Nachmittagsprogramm. „Wir wollen damit den Kindern Möglichkeiten geben, selbstwirksam tätig zu werden und Wertschätzung zu erfahren“, erzählt Steinkamp.

„Das Projekt will besonders einen Beitrag dazu leisten, geflüchteten Kindern und Jugendlichen im Raum Osnabrück Chancen auf Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben zu bieten“ erklärt Höweler den Grund für das Engagement. Besonders dankbar sei sie für die tolle Kooperation mit den Projektpartnern terre des hommes und der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung. terre des hommes fördert das zweijährige Projekt mit 35.616 Euro, die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung mit 10.000 Euro.

„Exil leistet mit dem Projekt FreiZeit für junge Geflüchtete einen wichtigen Beitrag, den geflüchteten Kindern und Jugendlichen außerhalb der Flüchtlingsunterkunft Teilhabe am Leben in Osnabrück zu ermöglichen. Mit großem Engagement wird unter oftmals schwierigen Bedingungen ein vielfältiges Freizeitangebot vorgehalten“, erklärt Sonja Welp, terre des hommes-Koordinatorin für die Projekte in Deutschland. „Hervorzuheben ist, dass das Projekt in besonderem Maße auf die Begegnung und das Miteinander von Kindern mit und ohne Fluchtgeschichte zielt – ein wichtiger Beitrag für die soziale Integration“.

Dem schließt sich Clemens Kurek, Stiftungsmanager, an: „Die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung fördert den Sport und die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in ganz Niedersachsen. Uns liegen dabei Projekte besonders am Herzen, die beide Zwecke auf das Vorbildlichste miteinander vereinen, so wie hier bei diesem Projekt, wo den jungen Geflüchteten vom ersten Augenblick eine Möglichkeit zur Teilhabe geboten wird.“

Wer Interesse hat, sich ehrenamtlich bei „FreiZeit für junge Geflüchtete“ zu engagieren, meldet sich per E-Mail an [email]ehrenamt@exilverein.de[/email]. Der Verein bietet auch eine Sprechstunde für Ehrenamtliche und Interessierte an: Jeden Donnerstag, 15.30 bis 17 Uhr, in der Exil-Geschäftsstelle, Krahnstraße 11.

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