Als interkulturelle Spürnasen durch Osnabrück

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Neues Exil-Projekt „SpürnOSes“ für Grundschulkinder erfolgreich gestartet

Mit Beginn des neuen Schulhalbjahres ist auch das neue Exil-Projekt „SpürnOSes – Wir sind Osnabrück!“ gestartet: Drei Jahre lang bietet der Osnabrücker Verein mit dem Projekt außerschulische AGs für Osnabrücker Kinder im Grundschulalter an. Ziel ist, entsprechend dem Projektnamen, die Stadt Osnabrück als „Spürnasen“ zu erkunden und für sich zu entdecken. „Wir sind vor allem an Schulen in den Stadtteilen, in denen besonders viele Kinder leben, die aus verschiedenen Gründen wenig außerschulische Förderung erhalten“, berichtet Projektkoordinatorin Therese Sextro. Einige dieser Kinder hätten ihren Stadtteil bisher nur selten verlassen. „Gerade Kinder mit emotionalen oder sprachlichen Barrieren scheinen zum Teil in ihren Communities festzusitzen. Wir möchten sie ermutigen, Osnabrück als ihren Lebensraum und sich selbst als wichtigen Teil der Stadt wahrzunehmen“, so Sextro. Gemeinsam mit ihrem mehrsprachigen Team gestalte sie deshalb verschiedene Aktivitäten innerhalb der Stadt Osnabrück aus den Themenbereichen Sprache, Freizeit und Kultur, Musik und Sport sowie Bildung und Beratung.

Mit Spürnasen-Ausweis und tierischer Begleitung

Einmal wöchentlich treffen sich die „SpürnOSes“ mit dem Projektteam von Exil. Den Auftakt machen derzeit die Stüveschule im Stadtteil Schinkel sowie die Grundschule Haste. Als richtige „Spürnasen“ bastelten die teilnehmenden Kinder gleich zu Beginn ihren eigenen Detektivausweis. „Wir möchten den Kindern das Gefühl geben, dazu zu gehören und gefragt zu sein“, erklärt Projektmitarbeiterin Alejandra Bedoya. Immer mit dabei ist zudem Spürnase „Pepper“, eine Hundehandpuppe und das Maskottchen des Projekts. „Gerade in unserem Projektkontext ist die Möglichkeit, niedrigschwellig Vertrauen aufzubauen, sehr wichtig. Für die Kinder ist Pepper mehr als nur eine Handpuppe“, so Sextro. Bisher standen bereits Ausflüge in das Eissportcenter oder in die Kinder- und Jugendbibliothek auf dem Programm. Im Kino konnten die „SpürnOSes“-Kinder hinter die Kulissen der Leinwandspektakel blicken und einmal selbst die wichtigen Knöpfe der Regie drücken.

Kinder mit und ohne Fluchtgeschichte im gemeinsamen Ferienprogramm

Als besonderes Highlight fanden in den Osterferien Ausflüge beider Grundschul-AGs gemeinsam mit Kindern, die derzeit in der LAB Niedersachsen am Standort Sedanstraße und Bramsche-Hesepe leben, statt. Rund 40 Kinder wurden am ersten Ferientag von einem Bus eingesammelt und zu einem Indoor-Spielecenter gefahren. Bereits im Bus entstanden zahlreiche Gespräche zwischen den Gleichaltrigen unterschiedlichster Herkunft auf Russisch, Spanisch, Französisch und Englisch. „Für uns als Verein ist es uns ein großes Anliegen, auch den Kindern, die derzeit noch in Erstaufnahmeeinrichtungen leben, die gesellschaftliche und soziale Teilhabe zu ermöglichen“, begründet Sextro diese besondere Konstellation. Geflüchtete Kinder, die nach Deutschland kommen, haben kaum bzw. gar keinen Kontakt zu Gleichaltrigen außerhalb ihrer Unterkünfte. „Zu sehen, wie vermeintliche Hürden genommen und Kontakte zwischen den Kindern unabhängig ihrer Herkunft, Religion oder Sprache geknüpft werden, ist wirklich wunderbar“, ergänzt Bedoya.

Hoch hinaus – im Baumwipfelpfad und auf dem Ponyrücken

Am zweiten Tag ging es für die Gruppe zunächst in den Kletterwald Nord im Osnabrücker Nettetal. Dort war nicht nur Mut sondern auch Teamgeist gefragt – denn in die Höhe durften die Kinder nur als Team. Der anschließende Besuch auf dem Ponyhof war für viele der Kinder eine besondere Attraktion zum Abschluss des Ferienprogramms. Es saßen nicht nur Kinder zum ersten Mal auf dem Rücken eines Pferdes – für Einige war es die erste reale Begegnung mit den tierischen Kinderstars.   

Die Gemeinschaft zwischen Osnabrücker Grundschulkindern und Kindern und Familien der LAB Niedersachsen soll auch über das Ferienprogramm hinaus mit dem Projekt „SpürnOSes – Wir sind Osnabrück“ gestärkt werden. Deshalb organisiert jede Grundschul-AG ein kleines Familienfest für Bewohner*innen der Erstaufnahmeeinrichtungen. „Wir möchten den Kindern mitgeben, dass wir alle gemeinsam dazu beitragen können, ein tolerantes Miteinander zu leben und Menschen willkommen zu heißen“, erklärt Sextro. Denn bereits mit kleinen Gesten könne das Gefühl von Zugehörigkeit geschaffen werden.

Langfristige Teilnahme am Osnabrücker (Stadt-) Leben als Ziel

Für die Kinder der Grundschul-AGs stehen darüber hinaus noch weitere Ausflüge bis zu den Sommerferien an. Ob Sportverein, Schwimmkurs oder Jugendzentrum: sie sollen weiterhin einen Einblick in das bunte Freizeitangebot Osnabrücks erhalten und dies auch nachhaltig nutzen. „Viele Kinder verbringen ihre gesamte Freizeit in der Schule bzw. im Hort. Sie haben keine Möglichkeit, ein Instrument auszuprobieren, Sport zu treiben oder mal ins Kino zu gehen“, klärt Bedoya auf. Wenn beide Eltern arbeiten, finanzielle Mittel oder auch sprachliche Ressourcen fehlen, sei die kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe von Kindern zum Teil schwer. Oft sei es aber auch die fehlende Kenntnis über bestehende Angebote. „Mit unserem Projekt möchten wir deshalb auf die Angebotsvielfalt in Osnabrück aufmerksam machen und die Kinder langfristig stärken, sich selbstbestimmt in ihrem Lebensraum Osnabrück zu bewegen“, so Sextro.

Ermöglicht wird das dreijährige Projekt durch die Förderung der Aktion Mensch sowie der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung.

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