Osnabrück bekennt Farbe – für Demokratie, gegen Faschismus

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Foto: Angela von Brill

Institutionen und Vereine aus Osnabrück haben Zivilgesellschaft zu Kundgebung am 27. Januar im Schlossgarten aufgerufen – über 25.000 Menschen setzen Zeichen

Über 40 Osnabrücker Institutionen luden Menschen ein, sich am Samstag, den 27. Januar, von 10.30 bis 13 Uhr im Schlossgarten zu versammeln. Dort sollte gemeinsam Farbe bekannt werden: für Demokratie, gegen Faschismus. Berlin, Hamburg, Dresden und viele andere Städte hatten bereits vorgelegt: hunderttausende Menschen haben dort gegen den Rechtsextremismus in Deutschland demonstriert. „Wir leben in einer Stadtgemeinschaft, zu der über zwanzig Prozent der Menschen mit Migrationsgeschichte gehören. Wenn über menschenverachtende Deportationspläne gesprochen wird, dann betrifft uns das alle als Teil dieser Stadt“, erklärt Karen De La Torre Sanchez, Vorstandsvorsitzende des Osnabrücker Vereins Exil e.V. Deshalb müsse man gerade jetzt füreinander einstehen, denn wer in Osnabrück lebe, sei Osnabrücker*in.

Über 25.000 Menschen vor Ort

Mit 600 Menschen hatten die Veranstalter ursprünglich geplant – mehr als 40 Mal so viele sind dem Aufruf gefolgt und waren Teil der Veranstaltung. Auch der gebürtige Osnabrücker Boris Pistorius, heute als Verteidungsminister der Bundesrepublik Deutschland tätig, war vor Ort, bedankte sich bei den Teilnehmenden und rief entschieden gegen rechts auf: „Sie planen die Vertreibung, die Deportation von Millionen von Menschen aus unserer Mitte – die Kinder, mit denen ich im Schinkel aufgewachsen bin“, so Pistorius. Er forderte deshalb die parteiübergreifende Verteidigung der Demokratie.

Zehnjähriger Amro ist Held des Tages

Der zehnjährige Amro war der jüngste Redner des Tages. Gemeinsam mit dem Verein Exil e.V. stand er auf der Bühne und richtete sein Wort an die Gesellschaft – im Namen der Kinder. Er ist Deutsch-Syrer und stolz darauf, eröffnete er seinen mutigen und bewegenden Beitrag. „Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Liebe und Solidarität stärker sind als Hass. Und deshalb stehe ich heute hier vor euch, um für eine Welt ohne Rassismus und Faschismus zu kämpfen“, erzählte Amro. Er träume von einer Zukunft, in der Kinder und Erwachsene keine Angst vor Diskriminierung wegen ihrer Herkunft oder der ihrer Eltern haben müssen. Für seinen Auftritt erntete der junge Exil-Vertreter einen tosenden Applaus. Auch die Mitglieder des Exil-Vorstands Joyce Wendo, Alfa Traore und die Vorstandsovorsitzende Karen De La Torre Sanchez überzeugten mit klaren Worten. „In Zeiten, in denen rechtsextreme Positionen mehrheitsfähig werden und Grund- und Menschenrechte missachtet werden, dürfen wir nicht schweigen“, so De La Torre Sanchez. Alfa Taore ist Vater eines Fußballprofis und berichtete, dass er einige Stadien in Deutschland lieber meide. „Alle müssen zusammenstehen und dem Rechtsruck in Deutschland eine klare Grenze setzen.Dafür muss jede und jeder einzelne bei sich selbst anfangen“, so Traore.

Demonstrationen als Antwort auf zunehmenden Rechtsdruck

Auslöser der deutschlandweiten Demonstrationen waren menschenfeindliche Äußerungen von AfD-Mitgliedern sowie ein geheimes Treffen der rechtsextremen Szene im November 2023, dass vom Recherchezentrum Correctiv aufgedeckt wurde. „Dieser Hass entspringt einer rechtsextremistischen Ideologie, die vor 80 Jahren in grauenhaftester Weise Deutschland und die Welt in ein beispielloses historisches Verbrechen geführt hat“, hieß es im Aufruf der beteiligten Organisationen zur Osnabrücker Kundgebung. Um 11.30 Uhr läuteten auch deshalb Kirchenglocken im Rahmen der Veranstaltung und riefen zu einer Schweigeminute zum Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 79 Jahren auf.