„Maria lachte aus vollem Herzen“ – Bauingenieurin mit Leib und Seele

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Menschen im Exil: Maria Omarova

Maria Omarova (Name redaktionell geändert) – Symbolfoto.

Erfolgsgeschichten aus 35 Jahren Exil: Nach der Flucht mit 58 Jahren in den alten Beruf zurückgekehrt – In Osnabrücker Ingenieurbüro neue Zuversicht gefunden

„In ihren Augen war ein Glanz, wie es nur bei jemandem vorkommt, der sich wahrhaftig freut“

„Maria Omarova* lachte frei und aus vollem Herzen. Zumindest war es das, was ich annahm, als ich ihr erzählte, dass sie nach ihrem Praktikum eine Festanstellung in selbiger Firma würde antreten können“, erinnert sich Exil-Mitarbeiterin Marcela Hake, Jobcoach im Arbeitsmarktintegrationsprojekt QUADIZ. 2019 ist die heute 58-jährige Omarova mit deutscher Staatsangehörigkeit aus Kasachstan nach Deutschland geflohen. Mit ihrem Kind lebt sie in einer schönen Wohnung hier in Osnabrück. „Die Masken, die wir durch Corona bei den Gesprächen tragen müssen, verdeckten viel vom Gesicht, sodass ich aus ihren Augen lesen musste. Kleine und große Fältchen bildeten sich um ihre Augen und in ihnen war ein Glanz, wie es nur bei jemandem vorkommt, der sich wahrhaftig freut“, so Hake weiter. „Für Maria habe ich mich besonders gefreut, weil sie gut qualifiziert, talentiert, freundlich und super zuverlässig ist, aber eben auch sehr schüchtern. Toll, dass sie so gestärkt aus QUADIZ hervorgehen konnte und dass ihr Praktikumsgeber diese Qualitäten erkannt hat.“

Maria nahm am Arbeitsmarktintegrations-Projekt QUADIZ teil

QUADIZ ist das Akronym für „Qualifizierung für den Arbeitsmarkt und digitale Zusammenarbeit“ – ein Projekt von Exil e.V. zur Arbeitsmarktintegration, das im Mai 2021 gestartet ist. Insgesamt gibt es zwei Durchläufe, bei denen die Teilnehmer*innen den Arbeitsmarkt und das Arbeitsleben in Deutschland kennenlernen, verschiedene Berufsfelder und Arbeitgeber in der Region Osnabrück vorgestellt bekommen und berufsrelevantes Vokabular lernen. Diese Aufgaben übernimmt Jara Hofmann. Nermeen Alkhodari schult die Teilnehmer*innen im Umgang mit Hard- und Software, vermittelt Grundlagen der Digitalisierung im Berufsleben, übt den Umgang mit Programmen wie Word, Excel und PowerPoint und bietet in diesem Zusammenhang auch Gruppenunterricht für Einsteiger und Fortgeschrittene an. Marcela Hake kümmert sich parallel um die Bewerbungsunterlagen der Teilnehmer*innen. Sie prüft die individuellen Job-Voraussetzungen, das Vorhandensein aller relevanten Unterlagen und Zeugnisse. Danach stellt sie den Erstkontakt zu Unternehmen her, in denen die Projektteilnehmenden ein dreimonatiges Praktikum absolvieren. Ziel ist die Aufnahme einer Ausbildung oder eines Berufs nach Ende des Projekts.

„Sie haben mich bestärkt und mir geholfen, zu lernen und Vertrauen in mich zu haben“

Drei Monate hat auch Maria Omarova in einem Osnabrücker Bauingenieurbüro als Praktikantin mitgearbeitet. Insgesamt kann sie auf fast 30 Jahre Berufserfahrung in leitender Position zurückblicken: „Als studierte Bauingenieurin habe ich meine Aufgaben im Praktikum geliebt. Endlich wieder in meinem Beruf zu arbeiten: Das hat mir so ein tolles Gefühl bereitet, da bin ich einfach Bauingenieurin mit Leib und Seele. Wenn ich aber ehrlich sein darf, waren es nicht die Arbeitsaufgaben, die mir Sorge gemacht haben, sondern vielmehr mein Deutsch. Jara, Nermeen und Marcela haben mich da sehr unterstützt! Sie haben mich bestärkt, mir zugehört, mir geholfen zu lernen und Vertrauen in mich zu haben. Das war genau das, was ich gebraucht habe!“

„Eine Arbeit finden und dabei Anerkennung zu bekommen ist der treibende Motor“

„Bei Maria war das sofort zu beobachten und in unserer Arbeit stellen wir das sehr häufig fest: Integration gelingt über Wertschätzung“, berichtet Jara Hofmann. „Eine Arbeit finden und dabei Anerkennung zu bekommen ist der treibende Motor, wenn es um erfolgreiche Eingliederung in den Arbeitsmarkt geht. Die Sprache verbessert sich dann automatisch, im Kontakt mit neuen Menschen und neuen Aufgaben.“ Das neue Jahr ist für Maria dementsprechend gut gestartet: Neues Jahr, neuer Job, neue Zuversicht! Für uns von Exil e.V. bleibt die Freude über den gelungenen Jobeinstieg von Maria, die uns durch ihr positives Wesen nachhaltig beeindruckt hat.


* Name redaktionell geändert

In der Reihe „Menschen im Exil“ stellen wir anlässlich unseres 35-jährigen Bestehens Menschen vor, die wir durch unsere Arbeit dabei unterstützen konnten, in Deutschland nach ihrer Flucht wieder Fuß zu fassen und in Osnabrück einen Ort zum Zuhause-Fühlen zu finden. Das hätten wir ohne das Mitwirken unserer Mitglieder, Ehrenamtlichen und Spender*innen nicht geschafft. Dafür sagen wir ganz herzlich Danke!