Am 30. Juni findet der siebte bundesweite Aktionstag der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) statt. Bei Exil – Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge e.V. berät Rosa Friesen Menschen ab 27 Jahren aus Stadt und Landkreis Osnabrück. Die Beratungsthemen reichen dabei von Job- und Wohnungssuche über Fragen zu Versicherungen bis hin zu Möglichkeiten des Spracherwerbs. Mit der Covid-19-Pandemie sind im letzten Jahr zudem neue Fragen, Sorgen und Ängste dazugekommen. „Gerade in Zeiten der Pandemie ist es wichtig, dass wir als Beratungsstellen verlässlich für die Menschen da sind. Viele Geflüchtete und Familien mit Migrationsgeschichte haben wenig oder kaum Zugang zu Informationen“, berichtet Rosa Friesen. „Außerdem sind Behörden nur schwer erreichbar, Termine werden abgesagt und durch den ausschließlich telefonischen Kontakt entstehen viele Missverständnisse. Plötzlich mussten wir vor allem Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit zwischen Ratsuchenden und Behörden leisten“, so Friesen weiter. Auch das Impf-Thema sei plötzlich ein ständiger Begleiter in den Beratungen.
Beratungen auch während der Pandemie
Exil habe sich deshalb wie viele andere Beratungsstellen in Deutschland bemüht, weiterhin zuverlässig erreichbar zu sein und keine Termine abzusagen. „Auch für uns war die Situation oft herausfordernd“, erklärt Exil-Geschäftsführerin Marlene Schriever. Der Wegfall offener Sprechstunden und Präsenzberatungen sei nur schwer durch telefonische oder Online-Beratung aufzufangen. Zudem bleibe der Beratungsbedarf stetig hoch. „Mit den zusätzlichen pandemiebedingten Beratungsthemen benötigen Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte gerade jetzt Unterstützungmöglichkeiten. Die hohe Nachfrage an Gesprächen können wir mit einer Beraterin für Stadt und Landkreis kaum bedienen“, so Schriever weiter.
Bundesweit hohe Beratungsnachfrage
Bundesweit bestehen derzeit 1.359 Beratungseinrichtungen, die die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer anbieten. Im Jahr 2020 konnten dadurch über eine halbe Million Personen erreicht werden. Die mbeon-App bietet zudem die Möglichkeit einer kostenfreien, anonymen und datensicheren Online-Beratung. Mit dem bundesweiten Aktionstag möchte Exil deshalb gemeinsam mit anderen Trägern der MBE auf die Relevanz der Migrationsberatung aufmerksam machen und Politiker*innen und Multiplikator*innen für das Thema sensibilisieren. „Es wird immer wieder darüber diskutiert, Gelder zu kürzen. Aber die Realität zeigt, dass der Beratungsbedarf jetzt schon höher ist als Kapazitäten da sind“, sagt Rosa Friesen.