Gesichter des Vereins: Hans Güldenzopf

Hans Güldenzopf

Immer, wenn Exil im letzten Jahr etwas Großes plante und um Mithilfe bat, meldete er sich und war zur Stelle. So ist Hans Güldenzopf beim Exil-Team schnell als zuverlässiges Mitglied bekannt geworden und wird – auch wegen seines stets bescheidenen Auftretens – von allen hoch geschätzt. Klaus Stakemeier sprach mit ihm.

Klaus: Hans, du kamst vor einem Jahr zum Team unserer Deutsch-Sprachlernhelfer*innen und unterrichtetest bis vor Kurzem. Was brachte dich dazu und warum hast du dich für Exil entschieden?

Hans: Im Oktober 2015 suchte die Stadt Osnabrück ehrenamtliche Sprachlernhelfer für die vielen geflüchteten Menschen, die nach Osnabrück geschickt wurden. In der Notunterkunft, in der ich mich einsetzen ließ, wechselte immer wieder innerhalb von wenigen Tagen die Belegschaft und nach kurzer Zeit war gar niemand mehr da. Durch Suche im Internet stieß ich auf Exil, bekundete mein Interesse an niederschwelligen Sprachkursen, nahm an einer Beratung teil und wurde Sprachlernhelfer in der „Villa‟, einem Universitätsgebäude am Sedanplatz. Leider fand das Engagement ein Ende, als die „Villa‟ nicht mehr zur Verfügung stand. Bei den folgenden Kursangeboten konnte ich mich nicht einbringen, da sie mir zeitlich nicht passten. Für Exil habe ich mich entschieden, weil ich feststellen konnte, dass die geflüchteten Menschen mit ihren Problemen und Ängsten ernst genommen werden und ihnen Exil mit viel Hingabe Hilfe zuteil werden lässt.

Klaus: Bist du eigentlich Osnabrücker und könntest du uns etwas über deinen bisherigen Lebensweg mitteilen?

Hans: Ich bin kein Osnabrücker! Ich wurde 1943 in einem kleinen schwäbischen Städtchen an der Donau geboren. Da mein Vater Bremer war, zogen wir Ende der 40er Jahre in den Norden Deutschlands. Nach meiner Schulzeit habe ich eine Lehre als Elektroinstallateur (so nannte man das damals) gemacht und nach meinem Wehrersatzdienst Theologie studiert. Ich war 20 Jahre Pastor einer Freikirche. Das hat mich 1984 nach Osnabrück verschlagen. 1992 habe ich den Beruf gewechselt und als Arbeitspädagoge in einer Werkstatt für Menschen mit psychischen Erkrankungen gearbeitet. Seit Ende 2008 bin im Ruhestand. Nachdem ich einige Jahre das Nichtstun in vollen Zügen genossen hatte, suchte ich mir neue Betätigungsfelder. Nun bringe ich mich in einer Förderschule als Leselernhelfer ein und helfe geflüchteten Menschen, die ich zum Teil in den Deutschkursen kennengelernt habe, ihr Deutsch zu vertiefen, amtliche Schreiben zu verstehen, bei den Schulaufgaben der Kinder, den Lehrstoff der Berufsschule zu verstehen und zu vertiefen u.v.m. Damit bin ich zurzeit so ausgelastet, dass ich regelmäßigen „Deutschunterricht‟ leider nicht mehr einplanen kann.

Klaus: Du kennst Exil seit einiger Zeit. Wie hast du die Entwicklung wahrgenommen und denkst du, dass Exil zurecht den Namensbestandteil »Zentrum für Flüchtlinge« trägt?

Hans: Da ich Exil erst seit gut einem Jahr näher wahrnehme, kann ich zu einer Entwicklung noch nichts sagen. Der Zeitraum ist zu kurz. Aber auf Grund dessen, was ich in diesem Jahr von Exil mitbekommen habe, ist es wirklich ein „Zentrum für Flüchtlinge‟. Wenn in meinem Umfeld geflüchtete Menschen Fragen und Probleme haben, schicke ich sie zu Exil, weil ich weiß, dass dort kompetente Mitarbeiter*innen sich um sie kümmern.

Klaus: Wir haben etliche Ehrenamtliche, die kein Mitglied bei Exil sind. Du aber hast dich sofort für die Mitgliedschaft entschieden – warum?

Hans: Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Erstens: Als Mitglied bekomme ich mehr mit, wie der Verein „tickt‟. Das stärkt meine Identifikation mit dem Verein und bewahrt mich vor Beliebigkeit bei meinen Tätigkeiten für die geflüchteten Menschen. Zweitens: Ein Verein kann finanziell nur gut da stehen, wenn er eine breite Basis an zahlenden Mitgliedern hat. Darum war es für mich gar keine Frage, als ehrenamtliches Mitglied für den Verein tätig zu werden. Mir ist aber auch bewusst, dass Exil nur mit den Mitgliedsbeiträgen nicht arbeiten könnte und dringend Spenden und Fördergelder aus vielen Quellen benötigt.

Klaus. Kannst du auch deine Gedanken zur gegenwärtigen Asyl- und Ausländerpolitik mit uns teilen?

Hans: Die gegenwärtige Asyl- und Ausländerpolitik Deutschlands und der EU ist grausam menschenverachtend und ein Schlag ins Gesicht der Menschenwürde. Christlich und sozial ist das, was geflüchtete Menschen in Deutschland und Europa zum Teil erleben müssen, schon lange nicht mehr.

Klaus: Gibt es etwas, was du Exil oder der Stadt für die Arbeit mit Geflüchteten ans Herz legen möchtest?

Hans: Öffnet Herz und Hände für die Menschen, die durch schlimme Erfahrungen aus ihrer Heimat fliehen mussten. Nehmt sie als Mitmenschen auf und an und lasst sie erfahren, dass sie in unserem reichen Land als Mitbürger willkommen sind.

Klaus: Vielen Dank, lieber Hans, für deine Gesprächsbereitschaft.

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