Gesichter des Vereins: Ahmed Saleh

Ahmed Saleh

Ahmed Saleh vertritt Exil seit dem 21. März im Migrationsbeirat der Stadt Osnabrück. Schon lange ist er im Verein als Arabisch-Dolmetscher aktiv und wird vom Exil-Team häufig und gerne für Beratungen und Veranstaltungen angefragt. Außerdem engagiert sich Ahmed ehrenamtlich in den Projekten „Newcomers“ und „Radio 49“. Kurz nach Ostern kam Ahmed von einem Besuch in seiner Heimatstadt Kairo zurück und traf sich mit Klaus Stakemeier zum Gespräch.

Klaus: Ahmed, wir kennen uns schon seit mehr als zwei Jahren und laufen uns immer wieder bei verschiedensten Veranstaltungen und Treffen von Exil über den Weg. Wie kamst du überhaupt nach Osnabrück?

Ahmed: Das war studienbedingt. Wahrend meines einjährigen Aufenthalts in Graz, wo ich mein Übersetzer-Diplom erwarb, wurde ich auf den Hochschul-Studiengang „Management in Nonprofit-Organisationen“ in Osnabrück aufmerksam, in den ich mich dann 2014 einschrieb. Meine Master-Arbeit, die ich 2016 eingereicht habe, hatte das Thema: Institutionelle und soziokulturelle Herausforderungen für die Integration Geflüchteter in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.

Klaus: Passenderweise arbeitest du mittlerweile als Arbeitsvermittler beim Jobcenter Osnabrück und bist mit der Integration Geflüchteter und Migranten in den Arbeitsmarkt betraut. Nun aber zu Exil: Wie fing das eigentlich an mit deinem Engagement?

Ahmed: Schon als Jugendlicher hat mich die Frage beschäftigt, wie Menschen, die ihr Land verlassen müssen, in anderen Ländern zurechtkommen. Deswegen habe ich den Studiengang „Management in Nonprofit-Organisationen“ gewählt und mich von Beginn an gefragt, wo ich mich diesbezüglich engagieren kann. Zu Exil brachte mich dann ein Facebook-Aufruf von Maria Neunteufel, die eine Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit aufbauen wollte. Die AG traf sich damals noch im Foyer der Lagerhalle und ich habe meine Dienste als Dolmetscher angeboten. Die Gruppe wuchs sehr schnell und wurde schon bald durch Sara Höweler zur heutigen AG Öffentlichkeits- und Kulturarbeit ausgebaut, der mittlerweile zahlreiche Projektgruppen angehören. Hier arbeite ich in verschieden Projekten mit, werde aber auch von den Exil-Beraterinnen gerne zu Gesprächen bei der Asyl- und Familiennachzugsberatung als Arabisch-Dolmetscher hinzugezogen.

Klaus: Du erwähntest deine Arbeit in Projektgruppen, die zur AG Öffentlichkeits- und Kulturarbeit zählen. Welche sind das?

Ahmed: Da möchte ich zuerst das Dokumentarfilmprojekt „Newcomers“ nennen. Als Mitglied der Redaktion und Übersetzer bin ich Teil eines ganz tollen Teams, das sich um den Dokumentarfilmer Maan Mouslli und Projekt- und Produktionsleiterin Sara Höweler gebildet hat. Der Film beschäftigt sich mit Menschen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und nach Deutschland kamen. Was erwarteten die „Newcomers“ von Deutschland und was erwartet sie hier? Gibt es Parallelen zwischen den Geflüchteten von heute und denen, die selbst Deutsche sind und vor den Gräueln des Zweiten Weltkriegs oder aus der DDR geflohen sind? Diesen Fragen wird durch Interviews mit Geflüchteten aus verschiedensten Ländern in ganz Deutschland nachgegangen. Bereits über 80 Menschen konnten wir die Gelegenheit bieten, ihre Geschichte zu erzählen. Es finden regelmäßig Treffen statt, bei denen wir das Projekt mit Reflexion und Planung begleiten. Es ist eine umfangreiche Arbeit, aus all den Interviews die entscheidenden Passagen herauszufiltern. Die Aussagen überzeugen uns aber auch davon, dass wir gerade eine sehr wertvolle Arbeit leisten. – Ein anderes Projekt, an dem ich mitwirke, ist „Radio 49“. Dies ist eine Radiosendung, mit der wir Geflüchteten Gelegenheit geben wollen, über ihr neues Leben hier zu sprechen, Angebote für Geflüchtete in Stadt und Landkreis kennenzulernen und die Einheimischen besser zu verstehen. Wir sind ein Team von zehn Personen, das sich wöchentlich trifft und die monatliche Sendung vorbereitet. Ausgestrahlt wird die einstündige Sendung an jedem letzten Samstag im Monat um 14 Uhr. Die Moderation ist immer zweisprachig – deutsch und eine Fremdsprache –, die Themenbeiträge werden in unterschiedlichen Sprachen gesendet. Unser Team wird von den Profis von „osradio 104,8“ unterstützt. Leider verlassen zurzeit drei Mitglieder unser Team, sodass wir gerade drei neue suchen. Wer Interesse hat, meldet sich unter [email]radio@exilverein.de[/email].

Klaus: Nun bist du auch noch als Mitglied des Migrationsbeirats gewählt worden. Hat die Arbeit schon begonnen und was hast du dir vorgenommen?

Ahmed: Bisher hat nur die konstituierende Sitzung stattgefunden, die Wahl der oder des neuen Vorsitzenden oder die Zuteilung zu den Ausschüssen steht noch an. Hierbei möchte ich mich als Beiratsvertreter im Sozialausschuss bewerben. Dass ich als Mitglied des Migrationsbeirats jetzt noch mehr für die Menschen in Osnabrück bewegen kann, dafür bin ich sehr dankbar. Es erfüllt mich auch mit Freude, gerade von Exil vorgeschlagen worden zu sein. Denn dieser Verein überzeugt mich immer mehr. Er vergrößert sich ständig, baut neue Gremien auf und kann so jederzeit auf die Anforderungen in der Flüchtlingsarbeit reagieren. Exil wirbt ständig um neue ehrenamtliche Mitarbeiter*innen und Mitglieder und hat Aufgaben für alle, die sich für Geflüchtete engagieren wollen. Der Verein deckt mittlerweile das ganze Feld ab, das ihn berechtigt, den Titel „Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge“ zu tragen. Es macht Spaß, in diesem Verein zu sein, in dem man ständig neue Gesichter sieht und Menschen trifft, die sich schon nach kürzester Zeit im Verein als Gleichwertige dazugehörig fühlen können. Hinzufügen möchte ich aber auch, dass der Verein in einer guten Stadt angesiedelt ist. In Osnabrück fühle ich mich sehr wohl, weil es hier eine Fülle toller Netzwerke gibt, die sich um interkulturelle und interreligiöse Belange kümmern, und mir damit die Möglichkeit bieten, meine Vorstellung von Integrationsarbeit entfalten zu können.

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