Im Zuge des Gay in May-Festivalwochendes haben wir am 20. Mai zur Vorführung des Films „Sopiro heißt Sehnsucht“ in die Lagerhalle geladen. In einfühlsamen Begegnungen auf Augenhöhe erzählen hier sechs queere Geflüchtete von ihren persönlichen Erfahrungen mit Gewalt, Diskriminierung und Verfolgung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität. In über 70 Staaten weltweit werden lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen strafrechtlich verfolgt. Ihnen drohen Geldbußen, körperliche Züchtigung, mehrjährige oder sogar lebenslängliche Haftstrafen, Folter und in 11 Staaten sogar die Todesstrafe.
Auf der Suche nach Sicherheit und Akzeptanz
Mit „Sopiro“ legt Regisseurin Julia Backmann (geb. 1987) ein Werk vor, das politische Verantwortung, filmische Sensibilität und solidarisches Erzählen miteinander verbindet. Ihre Handschrift zeigt: Auch Zuhören kann eine radikale filmische Praxis sein. Die Kamera bleibt beobachtend und zurückhaltend – sie hört zu, statt zu aufwändig zu inszenieren. Durch persönliche Erzählungen und filmische Eindrücke ihrer Lebenswelt gibt der Film einen tiefgehenden Einblick in ihre Erfahrungen, Wünsche und die Realität des Ankommens in einer neuen Gesellschaft – auf der Suche nach Sicherheit und Akzeptanz, doch mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert.
Podiumsgespräch liefert wertvolle Einblicke in die Arbeit mit queeren Geflüchteten
Besonders bereichernd war an diesem Filmabend die Teilnahme von Vertreter*innen verschiedener Organisationen beim anschließenden Podiumsgespräch: Ali Naki Tutar von Queeraspora e.V. (Bremen), Freya Pe* von Rüden von Trans*Recht e.V. / Kompetent und Queer e.V. sowie Maria Braig von Queer Refugees Osnabrück. Sie gaben wertvolle Einblicke in ihre Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen und strukturellen Hindernisse. Sie betonten einmal mehr, wie wichtig Schutzräume, Empowerment und politische Teilhabe gerade für queere Menschen mit Fluchterfahrung sind. Auch Dennis Schoon von Exil e.V., der die Veranstaltung zusammen mit Luca Wirkus im Zuge des Projekts AMBA+ (Aufnahmemanagement und Beratung für Asylsuchende in Niedersachsen) durchgeführt hat, ließ uns hinter die Kulissen seiner Arbeit blicken.
Ein Abend voller Empathie und Austausch
Die Teilnehmenden zeigten sich im anschließenden Austausch tief bewegt – einerseits beeindruckt von der Stärke und dem Mut der Protagonist*innen des Films, andererseits erschüttert von den individuellen Schicksalen, die darin sichtbar wurden. So war der Abend geprägt von Empathie, Austausch und dem gemeinsamen Wunsch, marginalisierten Stimmen mehr Gehör zu verschaffen.
Unser Dank gilt dem Gay in May e.V. Festival – dem ältesten queeren Festival in Deutschland –, allen Gäst*innen und deren Organisationen sowie der Lagerhalle für die Zusammenarbeit!

Auf dem Podium (v. l. n. r.): Ali Naki Tutar von Queeraspora e.V. (Bremen), Freya Pe* von Rüden von Trans*Recht e.V. / Kompetent und Queer e.V. sowie Maria Braig von Queer Refugees Osnabrück / Dennis Schoon von Exil e.V.