Schwarz ist der Ozean – Frieden in Europa, Leid in Übersee?

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Exil e.V. präsentiert Ausstellung westafrikanischer Textilkunstwerke zu Kolonialismus im MIK Museum Industriekultur Osnabrück

Osnabrück, 3. August 2023. Begleitend zu der großen Sonderausstellung „Welthandel. Geschichte, Gegenwart, Perspektiven“, wird am 5. August 2023 im Haseschachtgebäude des MIK die Ausstellung „L’Océan Noir – The Black Ocean – O Oceano negro“ mit textilen Kunstwerken von William Adjété Wilson eröffnet. Die Ausstellung greift die Themen Kolonialismus und Versklavtenhandel, die in vielerlei Hinsicht mit den sich ausdehnenden globalen Handelsströmen verbunden sind, auf künstlerische Weise auf. Wilson behandelt in seinem Werk die Geschichte von fünf Jahrhunderten Versklavung und Befreiung. Die achtzehn ausgestellten Wandbehänge zeigen die ersten Begegnungen zwischen westafrikanischen Fischern und Kolonisatoren, den bereits im 16. Jahrhundert begonnenen transatlantischen Versklavtenhandel sowie den heutigen Rassismus, den Schwarze Menschen noch immer erleben müssen.

Werke erstmals vollständig in Deutschland zu sehen

Die Ausstellung „L’Océan Noir“ zeigt eine Werkreihe des Pariser Künstlers William Adjété Wilson, die bereits in Afrika, Europa und Nordamerika ausgestellt wurde. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung zum Friedensjahr 2023 ist es Exil e.V., der Seebrücke Osnabrück und Fridays for Future Osnabrück in der Projektgruppe „375 Jahre Westfälischer Friede – (Post)koloniale Erweiterungen“ gelungen, die Werke nach Osnabrück zu holen. „Die Auswirkungen des Kolonialismus sind bis heute spürbar“, erklärt Exil-Projektleitung Lara Benteler die Beweggründe der Projektgruppe. Denn der Ursprung der kolonialen Vergangenheit liege in der Klassifizierung von Menschen. „Geflüchtete und Menschen mit Migrationsgeschichte werden im Alltag stetig mit rassistischen Denkweisen konfrontiert. Wir erhoffen uns, mit der Ausstellung zum Nachdenken anzuregen, sodass sie nicht nur unsere Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart thematisiert und Impulse für eine diskriminierungsfreie Zukunft geben kann“, so Benteler.
Vom 5. August bis zum 8. Oktober 2023 sind die Werke im Haseschachtgebäude des MIK Museum Industriekultur zu sehen.

Einzigartige Textilkunst aus Benin

18 handgewebte Wandteppiche hat Wilson in Zusammenarbeit mit Textil-Handwerker*innen in Abomey (Benin) geschaffen. Sie nutzten eine traditionelle Applikations-Technik, die bereits im 12. Jahrhundert im Königreich Danxomé angewandt wurde. Zuvor hatte sich der Künstler bei der Erforschung seiner eigenen togolesischen Wurzeln intensiv mit den jahrhundertealten Verbindungen Afrikas, Europas und Amerikas sowie der Geschichte von Kolonialismus und Versklavung befasst. Die Werkreihe ist eine Auseinandersetzung mit diesen Themen. Sie erzählt von Entwurzelung und Identität, von Versklavung, Widerstand und Empowerment. Damit bildet sie ein persönliches, handwerklich-künstlerisches Pendant zu der großen Sonderausstellung „Welthandel. Geschichte, Gegenwart, Perspektiven“, die aktuell im MIK gezeigt wird. Darin wird deutlich, wie sich Kolonialismus, Versklavung und die globale Ausweitung des Warenhandels über Jahrhunderte gegenseitig bedingten.

Kontextualisierung durch Begleitprogramm

Das Thema der Ausstellung ist offensichtlich emotional und kann durchaus als bedrückend empfunden werden. Dennoch eigne sich der Besuch für Jung und Alt. „Kinder sollten die Ausstellung zwar unbedingt in erwachsener Begleitung besuchen, die leuchtenden Farben und beeindruckende Handarbeit können aber auch jüngere Zielgruppen altersgerecht ansprechen“, rät Benteler. Auch für Schulklassen sei die Ausstellung eine Möglichkeit, beispielsweise die Bearbeitung der Kolonialzeit im Geschichtsunterricht zu veranschaulichen.
Während des Ausstellungszeitraums finden themenbezogene Begleitveranstaltungen, wie ein Workshop mit dem Künstler William A. Wilson, Fachvorträge und Podiumsgespräche statt. Eine Übersicht finden Interessierte hier.