von Klaus Stakemeier
»Wir kommen heute schon zum zweiten Mal«, sagen Aya und Heba, zwei junge Syrerinnen mit ihrer deutschen Begleitung, als sie den Haupteingang des Gemeindezentrums der Bergkirche erreichen. Ihr Ziel ist der wöchentlich stattfindende Abend des Exil-Projekts »commYOUnication«. Die von Ehrenamtlichen geleitete Gruppe trifft sich jeden Montag um 19 Uhr, um bei Spielen und in Geselligkeit miteinander Freundschaften zu pflegen und dabei die Deutschkenntnisse zu verbessern. An diesem ersten Juli-Montagabend sind gleich sieben Einheimische und neun Geflüchtete zusammengekommen. Viele, die eintreffen, haben Töpfe oder Schalen dabei, denn heute ist gemeinsames Essen angesagt, und dazu bietet die an den Gemeinschaftsraum angrenzende Küche mit genügend Gläsern, Geschirr und Aufwärmmöglichkeiten die besten Voraussetzungen.
Zuerst jedoch gibt es ein Spiel: Deutsche Begriffe, die auf Kärtchen stehen, sind zu beschreiben, ohne das entsprechende Wort auszusprechen, und dann von den anderen zu erraten. Sofort kommt der nächste Begriff, und erst als drei Minuten abgelaufen sind, und Martin Tiemeyer ein Zeichen gibt, wandert das Päckchen mit den Begriffskärtchen an die/den Nachbar*in weiter. Wer zum Schluss die meisten erratenen Karten hat, ist Sieger. Es ist eine muntere Runde, die gemeinsam um den großen Tisch sitzt: Shokrullah aus Afghanistan ist mit seinem 82-jährigen „Paten“ Klaus dabei, beide kommen schon seit zwei Jahren zu den Abenden, neben den Teammitgliedern Marten, Lotta und Krikor aus Armenien sitzen Teilnehmer aus verschiedensten Ländern und alle eint der Spaß daran, wie kreativ alle mit der deutschen Sprache umgehen.
Mittlerweile ist in der Küche das Essen zubereitet, sodass sich jeder einen Teller holen kann. Auch Getränke von Mineralwasser über Cola bis Granatapfelsaft stehen bereit. Sami aus dem Südsudan hat »Schwarzen Salat«, bestehend aus Auberginen, Tomaten, Oliven, Chili, Erdnüssen und scharfen Peperoni, beigesteuert, Mohamad ein arabisches Gebäck namens Harisa, Klaus deutschen Kartoffelsalat und irgendwer eine leckere Reisspeise, andere Salate und Brot. Und wieder sitzen alle gemütlich zusammen und unterhalten sich angeregt. Aya und Heba gefällt es sehr und sie wollen auf jeden Fall wiederkommen, was wiederum den anderen gefällt, da früher die Runde häufig etwas zu männerlastig war.
Lotta Ottensmeyer ist nach 5-monatigem Praktikum aus München zurück und kann jetzt mit Martin Tiemeyer und Marten Heuermann bei der Organisation der Abende wieder mithelfen. Sie sind überhaupt mit der Entwicklung der Gruppe sehr zufrieden. Es kommen immer mindestens 10 Teilnehmende, aber immer wieder sind es auch mal 20. Auch dass sie seit Anfang April die Räume der Bergkirche nutzen dürfen, ist eine gute Entwicklung – gegenüber der früheren Treffpunkten ist hier mehr Platz, eine Küche ist da und die Ferienzeit ist kein Hinderungsgrund für die Treffen mehr. Die drei betonen aber auch, dass sie sich immer über neue Gesichter freuen, die commYOUnication kennenlernen wollen oder gerne dazugehören möchten.