„Bleib doch Mensch!“ – Rede von Badreldeen Babiker

Badreldeen Babiker

Mein Name ist Badreldeen Babiker. Ich bin 41 Jahre alt und komme aus dem Sudan. Ich habe als Lehrer in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, gearbeitet. Ich bin 2014 nach Deutschland gekommen. Seitdem wohne ich in Osnabrück. Hier bin ich aktiv bei der Aids-Hilfe, No Lager und bei Exil.

Ich musste mein Heimatland verlassen, weil mir die Geheimpolizei im Sudan damit gedroht hat, mich umzubringen. Ich war bereits mehrfach im Sudan inhaftiert, teilweise nur für wenige Tage, manchmal monatelang. Alles nur, weil ich über Aids informierte und die Regierung anklagte. Die Haftstrafen waren ungesetzlich und willkürlich. Die Regierung erlaubt keine Opposition. Sie setzt scharfe Waffen gegen Demonstranten ein. Besonders schlimm geht es den Frauen. Wenn eine Frau eine Hose trägt, dann droht ihr die Prügelstrafe durch die Polizei. Aber nur wenn die Frau arm ist. Wenn die Frau reich ist oder der Regierungspartei nahesteht, dann muss sie keine Strafe fürchten. Dies ist nur ein Beispiel von vielen.

Die jetzige Regierung besteht seit 1989. Umar Hasan Ahmad al-Baschir regiert seitdem als Tyrann. Er wurde wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen angeklagt. Im Jahre 2011 wurde der Sudan von al-Baschir und Salva Kiir Mayardit aufgeteilt. Die Menschen akzeptieren das nicht.

Der Sudan ist kein armes, sondern ein reiches Land mit viel Öl und Gold und fruchtbarer Erde zum Bepflanzen. Doch viele Menschen sind arm, da die Regierung die gesamten Einnahmen des Landes behält. Es gibt kein Gesundheitswesen, keine Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz und nur sehr unzureichende Bildungschancen. Im Jahre 1965 hatten wir gute Schulen, mit guter Ausstattung, aber im Jahre 2016 gibt es nur sehr schlechte Schulen. Es gibt keine Tische und Stühle und die Schülerinnen und Schüler müssen auf dem Boden sitzen. Schulen und auch Krankenhäuser sind nicht überall im Land schlecht oder minderwertig. Die Reichen können ihre Kinder auf gute Schulen schicken und wenn sie krank sein sollten, erhalten sie Behandlungen in guten Krankenhäusern. Nur 5 Prozent sind die Reichen.

Die EU hat der Regierung viel Geld gegeben. Die Regierung nutzt das Geld aber nur, um Waffen zu kaufen und Menschen willkürlich umzubringen. Es wird nicht zum Wohle der Allgemeinheit genutzt.

Ich möchte sagen: Der Sudan ist kein sicheres Herkunftsland. Das Leben im Sudan ist gefährlich. Allein im September 2013 wurden am helllichten Tage 120 Menschen von der Regierung umgebracht. Es gibt Cholera und Krebs und keine Mittel dagegen. Die Regierung setzt Chemiewaffen gegen die Bevölkerung ein. Ganze Dörfer werden dem Erdboden gleich gemacht. Im Mai 2016 wurde das Dorf Haiban niedergebrannt und 6 Kinder, Geschwister, starben.

Es muss etwas gegen diese Regierung unternommen werden. Viele weitere Menschen werden sonst ihr Leben verlieren.

Ich habe in Deutschland kein Problem. Dennoch sehe ich bei vielen Freunden Probleme. Deutschlernen ist ein Problem und die Wohnungs- und Arbeitssuche ist ein Problem. Auch ein Problem ist, dass viele Flüchtlinge Angst haben, dass sie nicht in Deutschland bleiben können. Durch das Dublin-Verfahren werden viele Flüchtlinge zum Beispiel nach Italian, Ungarn oder Spanien abgeschoben. Aber warum haben sie große Angst davor? In diesen Ländern gibt es keine Unterstützung, sie müssen auf der Straße schlafen oder manchmal sogar damit rechnen, ins Gefängnis zu kommen. Deshalb brauchen wir ab und zu zivilen Ungehorsam und ich möchte Sie bitten, mitzuhelfen, Unrecht in Deutschland zu beseitigen. Trotz allem sind diese Probleme immer noch sehr klein im Vergleich zu den Problemen in meiner Heimat.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Diese Rede wurde im Rahmen der Demonstration „Bleib doch Mensch!“ am 6. Dezember 2016 in Osnabrück gehalten.